Treibhausgase: Da geht noch mehr auf unsere Rechnung!
Bislang waren die Wissenschaftler sich einig, dass etwa ein Drittel des vom Menschen verursachten Methanausstoßes aus der Verwertung fossiler Brennstoffe stammt. Wahrscheinlich ist es aber viel mehr…
Schwierigkeiten
Es ist für Wissenschaftler nicht übermäßig schwierig zu ermitteln, wie viel Methan sich aktuell in der Atmosphäre befindet.
Es ist deutlich schwieriger herauszufinden, aus welcher Quelle das Methangas stammt.
Methan ist unberechenbar und gefährlich. Über lange Zeiträume ist es nur das zweitwichtigste Treibhausgas, kurzfristig aber ist sein Erwärmungspotenzial um ein Vielfaches höher als jenes des Kohlendioxids. Nicht zuletzt steigt seine Konzentration seit Jahren dramatisch an. Der Grund ist unklar, denn bisher weiß niemand so genau, woher wie viel des Gases in die Umwelt gelangt.
Die Methan-Rechnung geht nicht auf, Spektrum.de
Viel weniger natürliches Methan
Eine Studie der University of Rochester kommt zu dem Schluss, dass die natürlichen Methan-Quellen wohl um den Faktor 10 mal weniger Methan in die Atmosphäre entlassen, als das bisher angenommen worden war.
Das Team der Universität untersuchte in seiner Arbeit genau nur diesen geologischen Anteil der gesamten Methan-Menge und erhielten erstaunliche Ergebnisse:
In der frühen Phase des 18. Jahrhunderts, also bevor es zur Industrialisierung kam, gab es offenbar nur eine Menge von 1,6 bis maximal 5,4 Millionen Tonnen jährlicher geologischer Methan-Emissionen.
Ab 1870 stiegen die messbaren Methan-Emissionen dann dramatisch an, was zeitlich mit der Industrialisierung zusammen fällt.
Geschmolzene Eisbohrkerne
Die Wissenschaftler untersuchten Eisbohrkerne aus Grönland, die sie in einer Spezialkammer schmelzen ließen.
In der aufgefangenen Luft, die aus eingeschlossenen Luftbläschen im Eis stammt, ermittelten die Forscher den Anteil an geologischem und biologischen Methan.
Da die Luft in Eisbohrkernen zur derzeit mit eingefroren wurde, zu der das Eis im Kern entstanden ist, kann man so Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Erd-Atmosphäre ziehen.
Entscheidend ist dabei das Kohlenstoffisotop 14, welches nur im biologischen Methan enthalten ist und so eine Unterscheidung erlaubt.
Falsche Schätzung
Bislang nahmen Wissenschaftler an, das die Menge des natürlichen Methans bei 40 -60 Millionen Tonnen im Jahr liegen würde.
Da scheint um 25-40 % unter den jetzt ermittelten Werten zu liegen.
Damit könnte statt einem Drittel nun mehr die Hälfte der durch den Menschen verursachten Methan-Emissionen auf das Konto der Nutzung und Verwertung von fossilen Brennstoffen gehen.
Die Unsicherheit der älteren Studien war deutlich höher als in der neuen Studie, und damit muss der gefundene Unterschied als sehr wahrscheinlich zutreffend betrachtet werden.
Ralf Sussmann, Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung am KIT
Frühere Berechnungen beruhten auf Stichproben und Extrapolation und waren damit unsicherer als die direkte Messung des Kohlenstoff-Isotops, die viel genauere Ergebnisse liefert.
Gute Nachricht in der schlechten Nachricht
Trotz allem beinhaltet dieses Ergebnis auch eine positive Botschaft für alle Klimaschützer:
Während man geologisches Methangas nicht verhindern kann, lassen sich die vom Menschen verursachten Emissionen in der Verwertung und Verbrennung fossiler Brennstoffe natürlich eindämmen, denn schließlich verursachen wir sie ja!
Das bedeutet das Einschränkungen z.B. im benzinbasiertern Autoverkehr und der Benzin-Herstellung viel wirksamer ausfallen als man bisher angenommen hatte, um hier nur mal einen Bereich zu nennen.
Für den Klimaschutz ist dies eine gute Nachricht. Die Emissionen von Methan, das aus menschlichen Quellen stammt, können wir Menschen reduzieren, so schwer es uns auch fallen mag.
Thomas Kleinen, Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg