Mal nicht fühlen, als wäre man irre…
Ja, es ist schon etwas her, der letzte Klimastreik am 24.09., kurz vor der Wahl.
Wütend
Als Mensch Ü50 bin ich durchaus auch wütend über die Ignoranz der Politik in Umweltfragen. Um so mehr, als ich dazu ja auch noch Radfahrer in Berlin bin und die Folgen der deutschen Autosucht jeden Tag auf der Straße sehen, riechen und mitunter spüren darf.
Die ArbeitskollegInnen habe auch nix besseres vor, als irgendwohin in den Urlaub zu fliegen („jetzt wo man wieder darf“) und mit dem Auto bis in jeden Laden zu fahren. Da hilft es wenig, wenn einige von den Vielen regelmäßig mit dem Rad zur Firma fahren.
Diskutiert man mit den durchaus akademisch gebildeten Kollegen, landet man ganz schnell in der Ecke des Klima-Bullshit-Bingos, weshalb ich inzwischen schon Themen wie „Radfahren“ oder „Umwelt“ im Betrieb meide, denn es hat eh keinen Zweck und am Ende fahren ja wir Radfahrer eh alle bei Rot, ne?
Die Ignoranz von meinesgleichen und auch vielen jüngeren Menschen geht mir also auf den Sack.
Es nützt auch nix, wenn die Gorillas auf Fahrrädern ihr Zeug ausliefern, der ganze Betrieb an sich ist schon einfach eine zusätzlich soziale und umwelttechnische Sauerei.
Mit hippen Apps und angeblichen Bäume pflanzen wird die Welt nicht gerettet. Auch nicht wen „Grün“ dran steht.
Erholsam
Daher ist es einfach auch für mich erholsam am Klimastreik teilzunehmen:
Man stellt fest, dass es Menschen gibt, die genauso wütend sind wie ich. Und auch wenn die Medien versucht haben, die Anzahl der 620000 Teilnehmer deutschlandweit mit „zehntausenden“ klein zu reden, ist man als Teilnehmer auf einer dieser Veranstaltungen endlich mal wieder unter normalen Menschen und fühlt sich mal nicht, als wäre man selbst der „Irre“.
Und so bleibe ich eben auch weiterhin dabei: Meine älteste Energiesparlampe ist schon 10 Jahre alt, der Müll wird (auch wenn es teilweise nutzlos ist und trotzdem verbrannt wird) weiterhin getrennt.
Ich fahre meinen Sperrmüll auch mit dem Fahrradanhänger zum Recyclinghof und versuche meinen Konsum (auch beim Fleisch) im Zaum zu halten.
Dazu gehört auch, dass ich es bis hierhin geschafft habe ohne in ein Flugzeug (früher war das viel zu teuer) zu steigen und inzwischen auch gar nicht mehr will.
Was soll ich irgendwo im Süden im Sommer an einem Strand, wenn mir mittlerweile Berlin im Sommer bei 40 Grad schon gesundheitlich auf die Ketten geht?
Alles, was man selber tun kann, muss eben kein anderer tun!
Also bleibt dabei: engagiert euch, macht eure persönliche Welt besser und versucht auch weiterhin wie ich, die Welt drumherum mit zu verbessern. Überall wo es geht. Auch wenn ich viele Menschen um mich herum als hoffnungslose Fälle sehe.