Buch und Bücher

David Graeber: Bullshit Jobs

Warum eigentlich bekommen PflegerInnen so wenig Geld? Wieso sitzt manch Manager bloß rum und verdient einen A… voll Geld?
Der Kapitalismus und seine Wirtschaftstheorien entstammen der Religion, so entdeckt Graeber, und so sollte jemand, der der Gesellschaft wirklich gute Dienste leistet, nicht mit Reichtum überhäuft werden, sondern von der Güte seiner Taten erfüllt sein.

Was der Mensch an sich schon immer vermutete…

… ist offenbar auch war:
Der Kapitalismus, der ja eigentlich immer auf Effizienz und günstiger Produktion bedacht ist, ist einer der Hauptproduzenten von Jobs, in denen Menschen eigentlich rein gar nichts zu tun haben und deren Fehlen auch niemandem wirklich auffiele.

Schuld daran ist z.B. eine Art des kapitalistischen Feudalismus, die etwa einen Abteilungsleiter daran misst, wie viele Untergebene er letztlich hat.
Niemand fragt aber, ob die auch alle ausgelastet sind. Und so stellt ein neuer Abteilungsleiter stets auch erst einmal ein paar neue Menschen ein, die quasi sein „Volk“ bilden.

Status an sich ist auch ein Punkt, an dem Jobs geschaffen werden, in denen die Menschen, die ihn ausüben buchstäblich eigentlich nichts zu tun haben:
So führt er den Job einer Empfangsdame in einer Firma an, die in allererster Linie einfach da sein sollte, weil alle anderen Firmen dieser Branche eben auch eine Empfangsdame haben. Als diese dann auch noch Beschäftigung forderte, erfand man einen Box-Tickling-Job, bei dem sie sinnlose Formulare zu füllen hatte, die keinerlei weiteren Sinn in der Firma ergaben.

Man sollte meinen, dass speziell der öffentliche Dienst eine Quelle solcher Jobs wäre, doch Graeber findet heraus, dass die Verwaltung zwar auch manchmal ineffizient arbeitet, aber nur ein Spiegelbild der Wirtschaft ist, die sie umgibt.

Politisch betrachtet ist es dazu auch oft nicht gewünscht, dass wir zu viel Zeit für bessere Ideen und ein schöneres Leben entwickeln, denn dann wären wir wohl nicht so leicht übers Ohr zu hauen, wir wir es derzeit sind.

Es traut sich niemand an die tatsächlich „heilige Kuh“ der Arbeit, weil man dann wirklich massive Arbeitszeitkürzungen vornehmen müsste und Dinge wie das bedingungslose Grundeinkommen denkbar würden.

Die Menschen könnten dann halt was besseres mit ihrer Zeit anfangen und das ist in der Religion ja das Grundübel der Menschheit… merkt ihr was?

Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit

David Graeber erforscht in seinem provokanten Buch „Bullshit Jobs“ die Natur moderner Arbeitsplätze und stellt die These auf, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der Menschen in der westlichen Welt Berufe ausübt, die – sogar in ihren eigenen Augen – als sinnlos oder überflüssig betrachtet werden könnten. Graeber, ein Anthropologe und politischer Aktivist, argumentiert, dass diese sogenannten Bullshit-Jobs nicht nur die Seelen der Beschäftigten verkrüppeln, sondern auch eine massiven Verschwendung von menschlichen Ressourcen darstellen und letztlich sowohl wirtschaftlicher Effizienz als auch dem Gemeinwohl schaden.

Graeber beginnt mit der Feststellung, dass trotz technologischen Fortschritts, der eigentlich dazu führen sollte, dass Arbeit effizienter erledigt wird und somit weniger Arbeitsstunden nötig sein sollten, Menschen nicht weniger, sondern tendenziell sogar mehr arbeiten. Er untersucht die Gründe für dieses Paradoxon und kommt zu dem Schluss, dass viele Jobs, die heutzutage geschaffen werden, in hohem Maße unnötig sind.

Diese Bullshit-Jobs unterteilt Graeber in verschiedene Kategorien: Flunkies, deren Hauptaufgabe darin besteht, anderen Menschen wichtig erscheinen zu lassen; Goons, die aggressive Rollen in Unternehmungen übernehmen; Duct Tapers, die Probleme lösen, die eigentlich nicht existieren sollten; Box Ticklers, die buchstäblich Kontrollkästchen abhaken, und schließlich Taskmasters, die andere Menschen mit dem Erstellen und Befolgen von Vorschriften beschäftigen. Diese Jobs, so Graeber, tragen wenig oder gar nichts zum Wohl der Gesellschaft bei, aber aufgrund politischer und wirtschaftlicher Strukturen werden sie weiterhin gefördert und aufrechterhalten.

Graeber diskutiert auch, wie die Werte der Gesellschaft und die Moralvorstellungen über Arbeit die Wahrnehmung prägen. Arbeit, besonders harte Arbeit, wird oft als moralisch gut eingestuft, unabhängig davon, ob die Arbeit wirklich sinnvoll oder notwendig ist. Diese Arbeitsmoral verstärkt die Akzeptanz von Bullshit-Jobs, weil sie das Leisten von Arbeit – egal welcher Art – gegenüber Muße oder persönlicher Erfüllung bevorzugt.

In einem weiteren Teil des Buches beleuchtet Graeber die psychologischen und sozialen Konsequenzen von Bullshit-Jobs. Er argumentiert, dass diese Jobs zu Desillusionierung, Stress und einem Gefühl der Sinnlosigkeit führen können, was wiederum das geistige und physische Wohlbefinden von Arbeitnehmern beeinträchtigt. Er kritisiert auch die Weise, wie solche Arbeiten das Selbstwertgefühl und die Identität einer Person prägen können. Menschen finden oft einen Teil ihrer Identität über ihre Berufe, doch was passiert, wenn dieser Beruf als sinnlos empfunden wird?

Die kapitalistische Wirtschaftsordnung wird von Graeber hinterfragt. Er führt aus, dass Bullshit-Jobs ein Symptom eines tieferen Problems sind: einer Kultur, die Profit und Wachstum über menschliches Wohlbefinden und gesellschaftlichen Nutzen stellt. Hier spinnt er Gedanken zu möglichen Lösungen, wie eine Umverteilung von Arbeit und eine Verringerung der Arbeitszeiten. Er stellt auch das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens zur Diskussion, das die Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt lockern und Menschen ermöglichen könnte, sinnvollere Beschäftigungen zu verfolgen.

Zusammenfassend ist „Bullshit Jobs“ eine scharfe Kritik an modernen Arbeitsstrukturen und -ideologien. Graebers Buch ist eine Aufforderung, über den wahren Wert der Arbeit und das Potenzial für eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung nachzudenken. Er liefert damit einen entscheidenden Beitrag zu Debatten über Arbeit, Wirtschaft und das Streben nach einem erfüllten Leben.

TheFan1968

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