Stadtpanzer – Das neue Alte
Eigentlich hatte ich es gar nicht so eilig ein neues Rad zu finden. Aber dann passierte es doch ganz schnell.
Was es so gibt
Nach den letzten großen Reparaturen am Pedelec, die zwar weiterhin nur Teile betrafen, welche nach ca. 27000 km halt auch mal mürbe sein dürfen, war mir klar, dass so langsam die Zeit für n+1 naht.
Also guckt man sich mal um, was der Markt so alles hergibt, was mir gefallen könnte und wo man es bekommt.
Schnell war klar, dass es nicht noch einmal Kalkhoff sein würde, bei denen ich ein Pedelec kaufe:
Es gibt schlicht kein einziges Fahrrad im Angebot, welches mit Riemenantrieb ausgestattet ist.
Das Tern Orox ist zwar ein feuchter Traum von mir, allerdings auch neu sehr teuer und hat für den Bewohner einer normalen Stadtwohnung mit Fahrradkeller noch andere Probleme in Petto die seine Haltung erschweren. Vor allen seine Länge macht den Weg in den Fahrradkeller schwierig.
Was das vermutete „tonnenschwere Gewicht“ von Pedelecs betrifft, so gibt es ja eine einfache Methode sich den Weg in den Keller zu erleichtern:
Einfach nicht den/die Akkus mit in den Keller schleppen.
So sucht und wühlt man sich durch das Internet und die Seiten der Hersteller und guckt und vergleicht. Relativ schnell grenzte sich der Kreis der Marken auf ziemlich genau eine ein: Riese & Müller.
Hauptgrund dafür ist die gute Verfügbarkeit von Riemenantrieben an allen Fahrradtypen und auch alle anderen technischen Daten sind schlicht Zucker für einen erfahrenen Pedelec-Fahrer.
Allerdings bin ich dann mit der Auswahl preislich auch nicht weit unter dem Tern Orox unterwegs.
Die nächste Überlegung ist also, wie und wann man das ganze Projekt also finanzieren kann und dabei erinnerte ich mich an einen Bericht, den ich mal vor einiger Zeit im rbb-Fernsehen eher zufällig gesehen hatte: Da ging es um eine Unternehmen das Arbeitsplätze geschaffen hatte und auf den An- und Verkauf von E-Bikes und Pedelecs spezialisiert sei.
Nach kurzer Suche hatte ich die Seite wieder gefunden und nun begann ein ganz neues Abenteuer auf der Fahrradsuche!
Gebrauchtes Pedelec
Aud der Webseite von Upway entfaltete sich mir ein enormes Angebot von Pedelecs vieler Marken, die meine Überlegungen noch einmal in eine andere Richtung stießen: Warum nicht ein Gebrauchtes?
Insbesondere setzt bei mir zuerst der Effekt ein, den man sonst nur im örtlichen Katzenhaus des Tierheims erreicht: Man will die armen Dinger einfach alle mitnehmen!
Tatsächlich war ich zunächst erstaunt darüber, das dort sehr viele Pedelecs angeboten werden, deren Kilometerstand angesichts ihres Baujahres kaum einen anderen Schluss zulassen, dass jemand ein ganz schön teures Rad benutzt hat um vom Wohnwagen zur Dusche zu kommen.
Sicherlich steckt auch die eine oder andere Tragödie persönlicher Art dahinter, aber sicherlich auch viel „Radfahren ist ja auch mit dem Pedelec anstrengend“.
Erst danach setzte sich auch der Gedanke durch, dass es auch ganz einfach sehr nachhaltig wäre, ein schon existentes Fahrrad zu kaufen.
Ich stellte mir also eine Email-Benachrichtigung auf der Seite zusammen, die mir Bescheid gibt, wenn ein Pedelec im Angebot ist das zu mir passt.
Einige Wochen lang bekam ich nun durchschnittlich ein- bis zweimal in der Woche eine Email mit tatsächlich zu 99% stimmigen Angeboten.
Meist war einfach die Rahmenhöhe nicht die richtige für mich.
Ich sorgte dann also auch erst einmal dafür, dass genug Geld zur Verfügung steht um den „Kaufen“-Button drücken zu können, wenn das richtige Pedelec denn dort auftaucht. Reservieren kann man die Räder nämlich nicht.
Kaum hatte ich das erledigt, kam die Mail mit dem „Traumrad“ und zwischen Frühstück und dem anstehenden Besuch im Stadion hatte ich es es dann auch gekauft.
Aber der Akku…
Natürlich höre ich eure Einwände bis hierher, weshalb ich vor allem mal die Akku-Mythen ein wenig entkräften muss:
- Das Kalkhoff-Pedelec hat rund 27000 km Laufleistung erbracht, was so etwa 300 und mehr Ladezyklen entspricht, da man die Akkus ja idR nicht komplett leer fährt. Ich kann nur vermuten, dass ich in der Zeit Leistung für etwa 10 km verloren habe. Ich kann es nicht einmal wirklich beweisen oder technisch belegen. Es gab keine Einschränkungen im täglichen Gebrauch.
- Das neue Pedelec ist zwar ein Baujahr 2020, aber hat nur etwa 2100 km Laufleistung erbracht, was bei den 2 Akkus kaum 15 Ladezyklen darstellt. Es besteht also schon deshalb kaum die Vermutung, dass die kaputt wären.
Der wichtigste Punkt ist aber, dass die Pedelecs bei Upway geprüft und gewartet (und in jedem Fall auch gründlich geputzt) werden, bevor sie wieder verkauft werden. Darauf gibt es, wie im guten Gebrauchtwagenhandel, dann auch Garantie.
Kaputte/schadhafte Teile würden ersetzt werden, was sich dann sicher am Preis niederschlagen würde.
Kurzum: Es gab jetzt keinerlei Bedenken dort ein kaputtes Pedelec zu kaufen.
Bestehende (Lack-)Schäden werden dort in der Bildergalerie akribisch aufgelistet und finden sich dann auch am gekauften Rad exakt so wieder.
In meinem Fall gab es abgeplatzten Lack am Fahrradständer und an der rechten Gepäckträgerseite war zu sehen, dass eine Tasche angehangen wurde.
Die Lieferung
Der gesamte Kaufprozess und die sich naturgemäß anschließende Lieferung waren, dass kann man ja mal lobend erwähnen, absolut transparent gestaltet, so dass für den erfahrenen Online-Käufer zumindest keine Fragen offen blieben.
Regional unterschiedlich ist sicherlich die Terminvereinbarung mit der lokalen Spedition, die das Rad dann bis zur Bordsteinkante liefert.
Typisch für Berliner Verhältnisse bekam ich nachmittags um 17 Uhr eine Mail, dass das Rad am nächsten Tag zwischen 10 und 14 Uhr zugestellt würde.
So war es dann auch.
Es kam also in einem großen Pappkarton, Lenker quer und Pedale abgeschraubt.
Nach dem „Unboxing“ standen meine Frau und ich erst einmal fassungslos vor dem Rad, denn wären nicht die kleinen, beschriebenen, schadhaften Stellen gewesen, hätte man glauben können, das Rad habe eben das Werk verlassen.
Beiliegend in einem Karton dann also die Pedale (sogar mit „links“ und „rechts“ beschriftet), Werkzeug um Lenker und Pedale zu befestigen und ausführlicher Anleitung wie das zu bewältigen sei (mit Hinweisen zu Support-Videos im Internet).
Alle empfindlichen Teile, die beim Transport Schaden nehmen könnten waren gut und fest mit Schaumstoff und Folie verpackt und die Akkus voll geladen.
Nachdem ich dann abschließend meinen Sattel und das passende Elastomer installiert hatte, gab es die erste Probefahrt. 🙂
Ich habe es Stadtpanzer getauft.
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