Endeavour 8 – Das Bestreben ein Rad zu fahren
Irgendwann entsteht einmal der Wunsch, dass man sein altes Fahrrad gegen ein Neues eintauschen möchte.
Nachhaltigkeit hin und her, wenn man jahrelang auf demselben Drahtesel sitzt, kennt man nicht nur alle seine Stärken und Schwächen, sondern weiß auch, was gerne anders hätte.
Während „das Alte“ noch eher ein Einkauf der Wirtschaftlichkeit vor etwa 8 Jahren war, sollte „das Neue“ dann möglichst mal alle Wunschfeatures enthalten.
Und so sondiert man dann zunächst, also ich mach das immer so, erst mal online den Markt, was denn heutzutage so ein tolles Rad alles haben sollte und was davon mir gefällt.
Am Ende war ich bei Kalkhoff angekommen, eine gute Marke, deren Modell Endeavour 8 sozusagen die Schnittmenge aller Kosten- und Ausrüstungsfragen am Fahrrad bildet, die ich mir so vorstellte.
Also dann noch einen Händler suchen, bei dem man das Wunschding dann auch mal physikalisch in die Hand nehmen kann und die berühmte Proberunde ums Dorf drehen kann.
Prima. Das gefahrene Modell war zwar die Damenversion, aber sonst eben in der gewünschten Ausstattung und Größe. Riemenantrieb, kein Öl, kein Klappern, keine schwere Gangschaltung…
Das ist es. Und als meine Frau sich daraufsetzt und Probe fährt, kauft sie sich auch spontan das Fahrrad und weigert sich abzusteigen.
Ihr Vorteil: Es sit das passende Damenrad und sie kann es sozusagen fasst sofort mitnehmen. Mein Nachteil: Ich mag das Herrenmodell. Die sind gerade in der Größe vergriffen, aber in drei Monaten wäre die neue Produktion fertig, gleich in der Modellreihe 2018 und nicht das 2017er Modell.
Wir sind uns handelseinig. Zu Weihnachten 2017 werde ich ein neues Fahrrad haben.
Und so ist es dann auch. Noch im Winter lege ich mit dem neuen Fahrzeug schon erheblich Strecken zurück und bemerke bald: Es quietscht aus dem Antrieb.
Immerhin, es ist ja der Zeitpunkt der Erstinspektion, also mal mit angesagt.
Danach fängt es wieder an zu quietschen.
Wieder zurück in die Werkstatt: Der Riemen wird genau untersucht.
Es quietscht. Fetten einer Stelle zwischen Ritzel und Gangschaltung bringt Linderung, aber bei Langstrecken fängt es wie immer, wenn auch etwas leiser an zu quietschen.
Im Gespräch mit den Menschen in der Werkstatt half schon nur noch die Dokumentation auf Video. Ich selbst hatte den Beweis ja des öfteren neben mir fahren: Das Rad der Frau macht kein Geräusch, aber meins.
Jetzt kommen wir auch der möglichen Ursache näher:
Der Unterschied der Modellreihen ist der hintere Ritzel.
Damit man das Rad weiterhin für denselben Preis anbieten kann, hat man ein Metall-Bauteil eingespart und dort einen billigeren Kunststoffritzel eingesetzt.
Der BWL-Praktikant im Kalkhoff-Büro hat damit sicherlich die Probezeit bestanden und den Job bekommen.
Inzwischen zählt er aber wahrscheinlich doch Schrauben im Lager, denn es quietscht. Offenbar haben auch diverse andere Menschen mit dem Modell Probleme, so dass einige Händler das Modell gar nicht mehr verkaufen wegen der Rückläufe.
Das Rad kommt also wieder in die Werkstatt, ich bekomme ein Leihrrad und das Teil wird reklamiert und wartet auf Ersatz. Das dauert.
Zuerst kommt definitiv das falsche Teil, dann eines mit zu vielen Zähnen, dann wieder dauert es und schließlich, nach fast 6 Wochen, ist es da und montiert.
Mit dem Leihrad hatte ich dann schon fast genauso viele Kilometer runter, wie mit dem eigenen.
Stille. Lange Tour. Quietschen? Nein, kommt von den Clikr-Pedalen, da fehlt Öl.
Stille. Lange Tour. Stille. Quietscht da was? Es kommt von hinten!
Nein. Die Frau mit dem quietschenden Rad hinter mir biegt in eine Seitenstraße ab.
Stille. Vogelzwitschern (guter Versuch, aber den hab ich gemerkt!).
Stille.
Jetzt ist es das gewünschte Fahrrad.
Die Moral von der Geschichte:
„Never change a running system“ gilt auch bei euch und nicht nur bei mir in der IT!
Bessert nicht nach, lasst es so, wenn es funktioniert!
Vielen Dank an die netten Leute bei baik – Der FahrradLaden, denen ich in der Zeit sicherlich nicht immer ein einfacher Kunde war.
Foto/Video: Peter Wendel
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